„Ich habe mit Geld meinen Frieden geschlossen“

Als ich diesen Satz im September letzten Jahres aufschrieb, hat er sich noch wie eine große Lüge angefühlt. Und genau das war auch die Aufgabe gewesen. Denn laut Peter Koenig, dem Entwickler der Geldarbeit, beginnt jede Veränderung mit einer Lüge. Nichts verändert sich, solange wir an unseren alten Wahrheiten festhalten.

Aufgrund einer persönlichen Empfehlung und nachdem ich mir die Aufzeichnung eines Schnupper-Workshops angeschaut hatte, hatte ich mich zum 11-wöchigen Kurs CU*money angemeldet. Und nun ging sie also los – die Reise dahin, „Geld-bewusst“ zu werden. Gemeinsam mit ca. 30 anderen Menschen, und im intensiven Kontakt mit meiner mir zugeteilten Kleingruppen-Partnerin, durfte ich in den nächsten Wochen die Höhen und vor allem Tiefen meiner Glaubenssätze und die sich daraus ergebende Beziehung zu und den Umgang mit Geld genauestens erforschen.

Zu Beginn des Kurses haben wir uns erstmal bewusst gemacht, was wir über Geld sowie über Menschen, die viel oder wenig Geld haben, denken. Danach ging es darum, welche Muster in Bezug auf Geld wir von unserer Herkunftsfamilie und der Kultur, in der wir aufgewachsen sind, mitbekommen haben. Im Anschluss haben wir dann darüber reflektiert, welchen Stellenwert und welche Rolle Geld in unserem Leben heute, in unseren Beziehungen und im Beruf einnimmt und welche Glaubenssätze dahinter stecken könnten. Außerdem haben wir uns mit dem „Rad des Lebens“ beschäftigt, durch das deutlich wird, dass Geld zwar durchaus ein relevanter, aber bei weitem nicht der einzige Aspekt eines erfüllten Lebens ist.

Nach diesen ersten Modulen lernten wir dann in Modul 4 schließlich, wie wir die von uns identifizierten Glaubenssätze und Muster – und damit unsere bis dahin unbewussten Projektionen auf Geld – verändern können. Dabei geht es aber nicht darum, etwas loszuwerden, sondern ganz im Gegenteil geht es darum, diese abgespaltenen Teile unserer Persönlichkeit wieder bewusst zu uns zurückzunehmen. Deswegen wird diese Form der Geldarbeit auch Reklamationsarbeit genannt.

Denn im Zentrum von CU*money steht die Beobachtung, dass unsere Beziehung zu Geld Ausdruck unserer Beziehung zu uns selbst ist. Diese Geldarbeit ist zutiefst spirituelle Arbeit, die uns mit unserer inneren Essenz verbindet. Alles, was wir sein wollen, und alles, was wir nicht sein wollen, spiegelt sich in unserer gegenwärtigen Geldrealität wider, und einige der am wenigsten offensichtlichen Teile von uns offenbaren sich in unserer Beziehung zu Geld. Diese unbewussten Teile genau zu benennen und sie wieder in unsere Identität zu integrieren, macht uns vollständiger und gibt uns die Freiheit, das zu tun, was wir im Leben wirklich wollen.

Ist eine Projektion erst einmal identifiziert, geht es also darum, sich ganz bewusst mit der dahinterstehenden Thematik rückzuverbinden. Dabei ist es wichtig, sich nicht nur auf einen Aspekt der Thematik zu konzentrieren, sondern jeweils beide Polaritäten mit einzubeziehen. Denn es gibt immer zwei Polaritäten, von denen wir meistens eine als positiv und die andere als negativ wahrnehmen. Diese Unterscheidung stammt größtenteils aus der Kindheit, wo wir gelernt haben, dass bestimmtes Verhalten oder Charaktereigenschaften begrüßt werden, während andere abgelehnt werden. Beispiele hierfür sind egoistisch – solidarisch, unabhängig – abhängig, mutig – feige, ungerecht – gerecht, wütend – sanft, forsch – zurückhaltend, geizig – großzügig, …

Erfolgreiche Reklamation und wahre Freiheit ist nun die Fähigkeit, flexibel zwischen zwei solchen Polaritäten zu schwingen, und jederzeit bewusst und mit Lust die passende Haltung und Verhalten für eine gegebene Situation auswählen zu können. So kann es in manchen Situationen durchaus sinnvoll sein, sich feige zu verhalten, während in anderen Situationen Mut gefordert ist. Und ich werde niemals wirklich unabhängig sein können, wenn ich nicht anerkenne, dass ich immer auch abhängig bin – sei es von Menschen in meinem Umfeld oder der Luft zum Atmen. Und zum gesunden Menschsein gehört auch dazu, immer mal wieder ganz bewusst seine Wut oder seinen Egoismus zum Ausdruck zu bringen, ohne sich dafür schuldig zu fühlen. Wenn ich dies anerkennen kann, dann trägt das dazu bei, dass ich lerne, dies auf Wegen zu tun, die niemandem schaden.

In der Praxis sieht die Reklamationsarbeit dann so aus, dass aus einer zuvor identifizierten Projektion nun zwei gegensätzliche Sätze gebildet werden. Zum Beispiel: „Ich bin egoistisch“ und „Ich bin solidarisch“. Die als negativ wahrgenommene Polarität erhält im Laufe des Prozesses verschiedene Erweiterungen, beispielsweise „Ich bin egoistisch und das ist ok.“ Die als positiv wahrgenommene Polarität erhält eine Erweiterung, die je nach Person und Situation unterschiedlich ist, beispielsweise „Ich bin solidarisch – mit und ohne dass ich mich primär um andere kümmere.“ Diese Sätze werden dann, mit etwas zeitlichem Abstand, laut ausgesprochen. Probier es am besten direkt mal. Was spürst du in dir, wenn du diese Sätze laut aussprichst?

Die Entwicklung des Bewusstseins ist in erster Linie ein körperlicher Prozess. Jedes Mal, wenn eine Erkenntnis passiert, wenn etwas Wichtiges re-integriert wird, gibt es eine physische Reaktion, z.B. eine Entspannung der Muskeln. Manchmal begreift der Körper etwas, bevor der Kopf es tut. Wir fokussieren uns in dieser Arbeit deshalb auf das, was in unserem Körper vor sich geht, und nicht darauf, was unser Verstand dazu sagt. Wie am Anfang bereits erwähnt, fühlen sich die Sätze, die echte Veränderung bewirken können, zunächst oft wie Lügen an. Und unser Verstand versucht deshalb, uns mit rationalen Argumenten davon zu überzeugen, dass das nicht stimmt. Um echte Veränderung zu erreichen, müssen wir den Verstand in diesem Moment also ignorieren und uns ganz auf die Wahrnehmungen in unserem Körper konzentrieren. Dabei musst du nichts Besonderes machen, sondern einfach nur zulassen, was sich gerade zeigt. Das kann anfangs durchaus unangenehm sein, aber mit der Zeit und dem wiederholtem Aussprechen der Sätze erfolgt letztendlich immer Entspannung und oft auch ein erleichtertes Aufatmen oder sogar ein Lachen der Erkenntnis.

In der Gruppe, oder zumindest gemeinsam mit mindestens einem weiteren Menschen, ist diese Arbeit auf jeden Fall leichter und macht auch mehr Spaß. Wir haben während des Kurses viel zusammen gelacht und manchmal auch geweint. Es war wirklich ein tiefes Eintauchen in die eigene Innenwelt und die der anderen – um dann festzustellen, dass uns im tiefsten Inneren fast immer die gleichen Themen beschäftigen und uns unbewussterweise lenken. Es geht viel um das Bedürfnis nach Sicherheit und Annahme, sich nicht gut genug oder gar wertlos zu fühlen und den Konflikt zwischen Selbstausdruck und Anpassung. Und weil Geld einerseits an sich neutral und andererseits ein gesellschaftlich tabuisiertes Thema ist, wird es zur perfekten Projektionsfläche für diese unbewussten Schattenthemen. Werden wir uns dessen erstmal bewusst und sind bereit hinzuschauen und die individuellen und kollektiven Projektionen zu identifizieren und zu uns zurückzunehmen, liegt darin der Schlüssel nicht nur für einen entspannteren Umgang mit Geld, sondern auch für mehr Selbsterkenntnis, Mitgefühl und Freude in allen Lebensbereichen.

Wir werden nie frei von Projektionen sein, aber darum geht es auch nicht. Es geht darum, sie zu identifizieren, wenn sie in unserem Leben oder einer bestimmten Alltagssituation gerade präsent sind, und ihnen dann aufmerksam, wohlwollend und spielerisch zu begegnen. Dadurch erlangen wir die Freiheit, unser Verhalten bewusst zu wählen und aus unserem tiefsten Inneren heraus unser kreatives Potenzial in die Welt zu bringen – mit und ohne Geld.

CU*money findet zwei Mal im Jahr statt. Der nächste Kurs startet am 24.9.2024. Mehr Infos gibt es auf https://www.conscious-u.com/cumoney/?lang=de. Und unter https://vimeo.com/consciousu findet ihr u.a. die Aufzeichnungen der vergangenen Schnupper-Workshops.